Vom 16. – 18. Juni 2020 fand das halbjährliche LINDANET-Projekttreffen in Form eines Online Meetings statt. Ursprünglich planten die Teilnehmer, sich in diesem Zeitraum für eine gemeinsame Konferenz in Magdeburg einzufinden. Durch die anhaltende SARS-CoV-2-Pandemie entschieden sich die Organisatoren der Landesanstalt für Altlastenfreistellung des Landes Sachsen-Anhalt (LAF) jedoch dafür, stattdessen ein Webinar mit „virtueller Standortbesichtigung“ zu organisieren und erfuhren dabei eine große Unterstützung aus der Region und dem Projekt.
Worum geht es bei LINDANET?
Das Interreg Europe-Projekt „LINDANET“ stellt einen Zusammenschluss aus Regionen dar, welche mit Lindan- und HCH- (Hexachlorcyclohexan) Kontaminationen zu kämpfen haben und daher regelmäßig Erfahrungen und neu gewonnene Erkenntnisse im Umgang mit den für Mensch und Umwelt gefährlichen, persistenten Schadstoffen austauschen. Zu diesem Zweck fand im November 2019 bereits der erste Interregionale Thematische Workshop (ITW1) in Aragon (Spanien) statt und im Juni 2020 hätte das zweite interregionale Meeting (ITW2) in Magdeburg folgen sollen. Durch die anhaltende SARS-CoV-2-Pandemie wollten die Organisatoren aus Magdeburg jedoch kein Risiko eingehen und organisierten mit großer Unterstützung aus der Region und dem Projekt ein Online Meeting inklusiver „virtueller Standortbesichtigung“. Dadurch konnten neben den Projektpartnern aus Spanien, Tschechien, Polen und Italien mehrere Stakeholder teilnehmen und so zu einer angeregten Diskussion und einem wertvollen Erfahrungsaustausch beitragen.
Was war Inhalt des Meetings?
Am ersten Tag des Webinars wurden von den Partnern durchgeführte und laufende technische Maßnahmen sowie Projekte im Zusammenhang mit Lindan- und HCH-Kontaminationen thematisiert. Am zweiten Tag lag der Fokus auf Maßnahmen, welche einen positiven Einfluss im Umgang mit HCH-Belastungen hatten. Darüber hinaus wurden von allen Partnern Einschränkungen und Probleme im Kontext der Dekontamination von HCH-belasteten Standorten vorgetragen. Im Vordergrund stand an diesem Tag zudem die gemeinsame Erörterung von Lösungsansätzen für die angesprochenen Limitationen der anderen Partner inklusive Finanzierungsmöglichkeiten dieser durch die Europäische Union.
Am dritten und letzten Tag des Webinars lud die LAF die Teilnehmer unter Einsatz von zuvor aufgezeichneten Videos und Live-Vorträgen auf eine Reise durch die historische Entwicklung des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen im Kontext der HCH-Belastung ein. Den Auftakt bildete die CPG (Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH) mit einem Vortrag über die allgemeine Geschichte des Standortes. Anschließend kamen Videos und Vorträge mit Unterstützung der MDSE (Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH) und des GKW (Gemeinschaftsklärwerk Bitterfeld-Wolfen GmbH) zum Einsatz, um technische Maßnahmen in Bitterfeld vorzustellen. Eine Mischung aus Live-Vorträgen und Videos wurde auch am Nachmittag genutzt, um die Beeinflussung der Muldeaue durch HCH, den Umgang mit HCH-Belastungen, durchgeführte und laufende Studien sowie die aktuelle Vorgehensweise des Partners aus Sachsen-Anhalt im Rahmen von LINDANET zu thematisieren. Hier brachte sich der Landkreis Anhalt-Bitterfeld, das UFZ (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung) sowie der Ingenieurdienstleister CDM Smith ein, welcher an der Umsetzung von technischen Maßnahmen am Standort Bitterfeld-Wolfen beteiligt ist. Die bei dem Webinar eingesetzten Videos wurden in Kooperation mit dem Offenen Kanal e.V. erstellt, welcher ein Kamerateam und die technische Ausstattung zur Bearbeitung des Videomaterials zur Verfügung stellte. Die „virtuelle Standortbesichtigung“ konnte somit vor allem durch die große Unterstützung, gute Vernetzung und hervorragende Zusammenarbeit in der Region umgesetzt werden. Alles Punkte, welche das LINDANET-Projekt anregen und aktiv fördern möchte.
Resümee und Lerneffekte
Das Feedback der Teilnehmer war insgesamt sehr positiv, weshalb das Meeting als großer Gewinn für das Projekt gewertet werden kann. Dies lag aber nicht nur an der guten Zusammenarbeit zwischen der LAF, den Projektpartnern und den Stakeholdern aus Sachsen-Anhalt. Auch die Möglichkeit, den Teilnehmerkreis durch die wegfallenden Reisekosten nicht einschränken zu müssen und somit auch um Stakeholder erweitern zu können, welche eine fachliche Diskussion anregten und Ihre Erfahrung und Expertise mit dem Projekt teilen konnten, kann als positiver Effekt des Webinars gewertet werden.
Zudem konnten auch gerade am dritten Tag durch den Einsatz von Videos und der Notwendigkeit bei der Wissenskommunikation kreativ werden zu müssen, Einblicke geschaffen werden, welche bei einem persönlichen Meeting vielleicht verloren gegangen wären. Zumindest konnte anschaulich gezeigt werden, dass die heutige Videokonferenztechnik, mit der sich die rund 40 Teilnehmer des Workshops vertraut machen mussten, den Nutzern zahlreiche Möglichkeiten eröffnet haben und auch bei zukünftigen Meetings durchaus Verwendung finden sollte. Auch bei Projekttreffen vor Ort könnten beispielsweise Stakeholder auf diese Weise Ihre Erfahrungen im Umgang mit HCH-Belastungen mit den Projektpartnern persönlich teilen und Ihnen so Informationen aus erster Hand liefern. Zudem wurde während des ITW2 eindrücklich bewiesen, welch eine Bereicherung die Einbindung von externen Fachkundigen für die Projekttreffen sein kann.
Es darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass es am Ende nicht nur positive Aspekte im Kontext des ITW2 gab. Beispielsweise wären hier die in LINDANET eingebundenen Kollegen aus der LAF und die Stakeholder im Land zu nennen, welche in Saragossa nicht dabei sein konnten und sich bereits auf das persönliche Kennenlernen und die fachlichen Dialoge mit den Partnern gefreut hatten. Denn gerade der so wertvolle persönliche Austausch ist bei einem Online Meeting nur eingeschränkt möglich. So wurden während des Projekttreffens in Saragossa noch bis in die späten Abendstunden Lösungen und Erfahrungen im Umgang mit Schadstoffbelastungen ausgetauscht, was im Rahmen von ITW2 in diesem Umfang nicht möglich war.
Durch die erzielten Lerneffekte und den gelungenen fachlichen Austausch im Rahmen des Webinars zeigten sich die Teilnehmer mit dem Ergebnis von ITW2 insgesamt zufrieden. Dennoch hoffen alle Beteiligten auf die Umsetzung von persönlichen Workshops und Vorortbesichtigungen im Rahmen von LINDANET sobald die Situation dies wieder zulässt.