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EU-Projekt "HCH in EU"

Rahmendaten

Einflussbereich:Europäische Union
Konsortium:

TAUW - CDM Smith - SARGA

Laufzeit:2020 bis 2021
Zielstellung: Inventarisierung aller HCH-Standorte in der Europäischen Union sowie die Reduzierung der EU-weiten HCH-Belastung durch technische Unterstützung an 6 Standorten

Videos zum EU-Projekt "HCH in EU"

Das Erbe der Lindan-Produktion in Europa

In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde das Insektizid Lindan (ɣ-Hexachlorcyclohexan / ɣ-HCH) weltweit in großen Mengen hergestellt und hauptsächlich in der Landwirtschaft eingesetzt. Dabei entstanden allein in Europa etwa 4 Millionen Tonnen chemische HCH-Abfälle, welche analog zu Lindan größtenteils über kanzerogene und persistente Eigenschaften verfügen. Über die gesundheitlichen und ökologischen Risiken des Insektizids und dessen Produktionsabfälle war damals allerdings noch wenig bekannt und daher der Umgang mit den Schadstoffen aus heutiger Perspektive äußerst fahrlässig. So wurden die HCH-Produktionsabfälle zumeist fabriknah in ungesicherten Deponien entsorgt oder kamen mancherorts im Straßenbau als Füllmaterial oder im heimischen Garten als Pestizid zweiter Klasse zum Einsatz. Aber auch die Flusseinleitung von belastetem Abwasser stellte einen prominenten Eintragsweg von HCH in die Umwelt dar.
Dadurch wurden in der Vergangenheit große Mengen der HCH-Produktionsabfälle in die Umwelt eingebracht und verteilt. 2008 folgte zwar ein EU-weites Herstellungs- und Nutzungsverbot, die entstandenen Umweltschäden konnten bis heute allerdings nicht vollständig beseitig oder gesichert werden. Denn die Sanierung ist technisch anspruchsvoll und mit hohen Kosten verbunden. Zudem ist die finanzielle Verantwortung für die Umweltschäden sowie die genaue Verteilung der Schadstoffe nicht immer vollständig geklärt. Folglich existieren in der EU auch heute noch zahlreiche Standorte, die sich mit HCH kontaminiert zeigen und deren Management und Beseitigung die betroffenen Regionen vor große Herausforderungen stellten.
Nachdem jedoch 2013 eine Petition aus Aragon (Spanien) das Europäische Parlament erreichte und die EU darin aufforderte, sich der lange Zeit wenig beachteten HCH-Problematik anzunehmen, wurden gleich mehrere thematisch passende EU-Projekte geschaffen (LIFE DISCOVERED (2014-2017), LIFE SURFING (2019-2022), LINDANET (2019-2023), HCH in EU (2020-2021), LifePopWat (2020-2023)).

Das EU-Projekt "HCH in EU"

Darunter auch das EU-Projekt „HCH in EU“, welches auf eine Bestandsaufnahme sämtlicher HCH-Standorte in der EU abzielte sowie ausgewählten Regionen technische Unterstützung bei der Bewältigung der lokalen HCH-Problematik lieferte. Beauftragt wurde dafür ein Projekt-Konsortium bestehend aus den drei Unternehmen TAUW bv, CDM Smith Europe GmbH und SARGA (Sociedad Aragonesa de Gestión Agroambiental S.L.U.), welches bis Ende 2021 mit folgenden Aufgaben betraut war:

  • Aufgabe 1: Inventarisierung von HCH-Standorten
    Aufgabe 1 umfasste eine ausführliche Dokumentation von Standorten in der EU, an denen Lindan bzw. HCH produziert, verarbeitet, gelagert oder deponiert wurde.
  • Aufgabe 2: Technische Unterstützung an 6 Standorten
    Im Rahmen von Aufgabe 2 unterstützte das Projektkonsortium assoziierte Partner an 6 Standorten beim Management der lokalen HCH-Belastung. Pro Standort standen dabei 160 Bearbeitungstage für ingenieurtechnische Leistungen zur Verfügung. Ausgewählt für diese Aufgabe wurde unter anderem die LAF mit der Muldeaue als Pilotstandort.

Hintergrund und Ziele des Projekts "HCH in EU" in der Muldeaue

Jahrzehntelang wurde über das Abwasser des Chemieparks in Bitterfeld HCH in die Mulde eingeleitet und im Rahmen von Hochwasserereignissen in die Auenbereiche verfrachtet. Dies hat zur Folge, dass die Muldeaue bis heute großflächig mit den schwer abbaubaren Schadstoffen belastet ist, woraus Einschränkungen für die betroffenen Landnutzer erwachsen. Zudem stellt die Aue eine diffuse Schadstoffquelle dar, was zu einer Verschlechterung der Wasserqualität der Mulde führt. Eine Sanierung der Aue erwies sich jedoch bisher als äußerst schwierig. Zum einen durch die enorme Größe des Areals mit 4.779 Hektar und zum anderen ist die genaue Schadstoffverteilung auch heute noch weitestgehend unbekannt. Und genau da setzte das Projekt „HCH in EU“ an.
CDM Smith hat im Rahmen des Projekts für die Landesanstalt für Altlastenfreistellung ein Monitoringkonzept erarbeitet, welches auf die Klärung der Schadstoffverteilung in der Aue abzielt. Das umfangreiche Probenahme- und Analytikprogramm wurde Anfang 2023 gestartet. Die Ergebnisse sollen langfristig zur Entwicklung eines schadstoffbezogenen Sanierungs- und Nutzungskonzepts der Muldeaue führen. Grundlage für das Monitoringkonzept stellt dabei eine digitale Fachinformationskarte der Muldeaue dar. Dabei kamen landesweite Datengrundlagen zum Einsatz, welche im Rahmen des LINDANET-Projekts zusammengetragen wurden. Damit war das vorwiegend technische Projekt „HCH in EU“ die perfekte Ergänzung zum Kommunikations- und Vernetzungsprojekt LINDANET.

Zusammenfassung der Ziele des Projekts "HCH in EU"

  • Inventarisierung von HCH-Standorten in der EU
  • Technische Unterstützung an 6 HCH-kontaminierten Standorten
  • Erarbeitung einer digitalen Fachinformationskarte der mit HCH belasteten Muldeaue (LAF)
  • Erarbeitung eines Monitoringkonzepts für die Muldeaue (LAF)

Ansprechpartner

Evelyn Schaffranka

Telefon: +49 391 74440-50

E-Mail: schaffranka(at)laf-lsa.de