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ÖGP Leuna

Rah­men­da­ten

LageLand­kreis Saa­le­kreis, süd­lich von Mer­se­burg, zwi­schen der Stadt Leuna und dem Orts­teil Sper­gau
Größe1.300 ha
Schad­stoff­po­ten­zi­alMTBE, BTEX, MKW, Phe­no­le, LHKW
Sa­nie­rungs­maß­nah­menPha­sen­rück­ge­win­nung, Quel­len­sa­nie­rung im Boden durch Bo­den­aus­tausch im Rah­men von Bau­maß­nah­men, Abtrom­si­che­run­gen zur Ver­hin­de­rung der Aus­brei­tung kon­ta­mi­nier­ten Grund­was­sers

Tau­sen­de Ton­nen Kraft­stoff ins Erd­reich ge­langt

Mit den bei­den gro­ßen Che­mie­stand­or­ten Bitterfeld-​Wolfen und Buna bil­de­ten die Leuna-​Werke zu DDR-​Zeiten das so­ge­nann­te Che­mie­drei­eck. Ins­be­son­de­re durch die Kriegs­ein­wir­kun­gen, aber auch durch un­sach­ge­mä­ßen Um­gang und Ha­va­rien wur­den mas­si­ve Schad­stoff­ein­trä­ge von meh­re­ren Tau­send Ton­nen ver­ur­sacht – haupt­säch­lich Kraft­stof­fe und Kraft­stoff­ad­di­ti­ve.

Die Scha­dens­schwer­punk­te be­fin­den sich im zen­tra­len, süd­li­chen und nörd­li­chen Be­reich des öst­li­chen Werk­teils I sowie im nörd­li­chen Be­reich des west­li­chen Werk­teils II. Haupt­schwer­punkt mit dem größ­ten Ge­fah­ren­po­ten­zi­al ist das Ge­län­de der ehe­ma­li­gen Alten Raf­fi­ne­rie im Werk­teil I.

Her­aus­for­de­rung: Si­che­rung und Sa­nie­rung des Grund­was­ser­scha­dens

Die Sicherungs-​ und Sa­nie­rungs­maß­nah­men des Öko­lo­gi­schen Groß­pro­jekts (ÖGP) Leuna ver­fol­gen fol­gen­de we­sent­li­che Ziele:

  • die Phasen-​Rückgewinnung, indem die auf dem Grund­was­ser schwim­men­de „Öl­pha­se“ ab­ge­schöpft wird,
  • die Quel­len­sa­nie­rung im Boden, indem der Boden im Rah­men von Bau­maß­nah­men aus­ge­tauscht wird, sowie 
  • die Abs­trom­si­che­rung, durch die eine Aus­brei­tung des kon­ta­mi­nier­ten Grund­was­sers ver­hin­dert wird.

Die Sa­nie­rungs­stra­te­gien kon­zen­trie­ren sich dar­auf, die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung des Stand­orts zu un­ter­stüt­zen, an dem sich heute ein Che­mie­park be­fin­det. Für das ÖGP Leuna wurde ein Sa­nie­rungs­rah­men­kon­zept ent­wi­ckelt, das als „Fahr­plan“ für die Stand­ort­sa­nie­rung dient und kon­ti­nu­ier­lich fort­ge­schrie­ben wird.

Aus­brei­tung von be­las­te­tem Grund­was­ser ge­stoppt

In der ers­ten Phase wurde der Abs­trom kon­ta­mi­nier­ter Grund­wäs­ser vom Werks­ge­län­de un­ter­bun­den. Mit der Er­rich­tung der ca. 450 Meter lan­gen Dicht­wand im Werk­teil I / Mitte wurde 2005 die Kette der Abs­trom­si­che­run­gen über das ge­sam­te Werks­ge­län­de bis hin zum Vor­flu­ter der Saale voll­stän­dig ge­schlos­sen. Ein kon­ti­nu­ier­li­ches Grundwasser-​Monitoring ge­währ­leis­tet die Über­wa­chung die­ser Si­che­rungs­maß­nah­men. Die Si­che­rungs­maß­nah­men wer­den flan­kiert von der Ab­schöp­fung der Öl­pha­se, die auf dem Grund­was­ser schwimmt.

In der lau­fen­den zwei­ten Phase der Sa­nie­rung wer­den die Kon­ta­mi­na­ti­ons­schwer­punk­te in Boden und Grund­was­ser in­ner­halb des Werks­ge­län­des wei­ter sa­niert. So konn­ten um­fang­rei­che Quel­len­sa­nie­run­gen zur Re­du­zie­rung des Schad­stoff­po­ten­zi­als mit Bau­feld­frei­ma­chun­gen für wei­te­re An­sied­lun­gen im Be­reich der ehe­ma­li­gen Alten Raf­fi­ne­rie ver­knüpft wer­den.

Grundwasser-​Reinigung: Rund 350.000 Ku­bik­me­ter pro Jahr

Seit 2001 wur­den rund 35 um­fang­rei­che Maß­nah­men zur Sa­nie­rung des Grund­was­sers und Bo­dens um­ge­setzt. Dabei sind mehr als 486.000 Ton­nen kon­ta­mi­nier­ten Bo­dens ent­sorgt wor­den. Jähr­lich wer­den ca. 350.000 Ku­bik­me­ter Grund­was­ser ge­rei­nigt und damit rund 2.300 Ki­lo­gramm Schad­stof­fe ent­fernt. Durch die Phasen-​Rückgewinnung konn­ten bis­her rund 1.348.000 Liter der „Öl­pha­se“ vom Grund­was­ser ab­ge­schöpft wer­den.

Bis­lang sind für das ÖGP Leuna mehr als 104 Mio. Euro auf­ge­wen­det wor­den.

Neues Ver­fah­ren zur Grund­was­ser­rei­ni­gung

In Zu­sam­men­ar­beit mit dem Helm­holtz–Zen­trum für Um­welt­for­schung GmbH Leip­zig wurde das "Com­part­ment Trans­fer"-​Verfahren (CoTra) zur Grundwasser-​Reinigung ent­wi­ckelt. Dabei wer­den Schad­stof­fe über ver­ti­ka­le Bo­den­fil­ter ent­fernt. Das CoTra-​Verfahren kommt ohne Che­mie aus.

Im 2. Quar­tal 2014 wurde die erste, im No­vem­ber 2017 eine zwei­te An­la­ge in Be­trieb ge­nom­men wor­den. Die täg­li­che Ge­samt­ka­pa­zi­tät der bei­den An­la­gen liegt der­zeit bei mehr als 1.000 Ku­bik­me­tern. Die Lan­des­an­stalt für Alt­las­ten­frei­stel­lung hat ins­ge­samt 2,75 Mil­lio­nen Euro in die Er­rich­tung der An­la­gen in­ves­tiert (An­la­ge I: 1,75 Mio., An­la­ge II: 1 Mio. EUR).

Leuna ist wie­der in­ter­es­san­ter Stand­ort

Nach 1990 konn­ten grö­ße­re Werks­tei­le in kur­zer Zeit pri­va­ti­siert und zahl­rei­che Un­ter­neh­men neu an­ge­sie­delt wer­den. Mit etwa 9.000 Be­schäf­tig­ten in mehr als 100 Fir­men zählt Leuna heute zu den größ­ten Stand­or­ten der che­mi­schen In­dus­trie in Deutsch­land. Heute ste­hen von den ur­sprüng­lich 1.300 Hekt­ar Werks­flä­che noch ca. 70 Hekt­ar für Neu­an­sied­lun­gen zur Ver­fü­gung.

Alte Raf­fi­ne­rie

Auf dem zen­tral im Che­mie­park ge­le­ge­nen Areal der Alten Raf­fi­ne­rie mit ihrer ca. 40 Hekt­ar gro­ßen teil­wei­se be­reits in den 2000er Jah­ren sa­nier­ten Brach­flä­che wird durch ein fin­ni­sches Un­ter­neh­men eine in­no­va­ti­ve Bio­raf­fi­ne­rie er­rich­tet. Damit im Zu­sam­men­hang er­rich­tet die In­fra­Leu­na die An­la­gen zur in­fra­struk­tu­rel­len Ver­sor­gung. Hier fin­den seit Juni 2020 Maß­nah­men zur Tie­fenent­trüm­me­rung und Bo­den­sa­nie­rung statt. Mit der Bau­feld­vor­be­rei­tung für zwei wei­te­re große An­sied­lungs­vor­ha­ben fin­det eine schwie­ri­ge und kom­pli­zier­te Ent­wick­lung bis Ende 2023 ihr er­folg­rei­ches Ende. Die alte Raf­fi­ne­rie ist dann end­gül­tig Ge­schich­te.

Wich­ti­ge Mei­len­stei­ne im Über­blick

1998-2004 Durch­füh­rung der Detail-​ und Sa­nie­rungs­er­kun­dun­gen, Er­ar­bei­tung des Sa­nie­rungs­rah­men­kon­zep­tes
2003 Be­ginn der Ko­ope­ra­ti­on mit dem UFZ (heute Helmholtz-​Zentrum für Um­welt­for­schung) zur Sa­nie­rungs­for­schung
2005 Schlie­ßen der Kette von Abs­trom­si­che­run­gen an der öst­li­chen Werks­gren­ze mit der Er­rich­tung der Dicht­wand im Werk­teil I/Mitte
2006-2012 Quel­len­sa­nie­run­gen im Be­reich der ehe­ma­li­gen Alten Raf­fi­ne­rie im Rah­men von Bau­feld­frei­ma­chun­gen
2011/2012

Er­folg­rei­che Um­set­zung des pas­si­ven Ver­fah­rens zur bio­lo­gi­schen Ab­rei­ni­gung von Schad­stof­fen in ver­ti­ka­len Bo­den­fil­tern (CoTra) in den tech­ni­schen Maß­stab

2014 Um­set­zung des CoTra-​Verfahrens in eine Groß­an­la­ge als Er­satz für die kon­ven­tio­nel­le Be­hand­lungs­an­la­ge im Be­reich des durch eine Dicht­wand ge­si­cher­ten Grund­was­ser­abs­troms des zen­tra­len Werks­be­reichs
2015-2016 Quel­len­sa­nie­rung im Be­reich Werk­teil 1 zur Er­wei­te­rung einer be­stehen­den An­sied­lung mit einem Kos­ten­um­fang von ca. 1 Mio. EUR
2016-2017 Er­rich­tung einer zwei­ten CoTra-​Sanierungsanlage als Er­satz der kon­ven­tio­nel­len Rei­ni­gungs­an­la­ge zur Si­che­rung des süd­li­chen Werks­be­rei­ches in Rich­tung der Ort­schaft Sper­gau
2023-2024 Op­ti­mie­rung der Grund­was­ser­abs­trom­si­che­rung im nörd­li­chen Werks­teil (Bau­aus­füh­rung der Brun­nen­ga­le­rie in­klu­si­ve in­fra­struk­tu­rel­ler Aus­stat­tung)
2020-2023 Bau­feld­vor­be­rei­tung im Rah­men der ab­schlie­ßen­den Ent­wick­lung des Ge­län­des der Alten Raf­fi­ne­rie

An­sprech­part­ner

Dr. Mar­tin Lonschin­ski

Te­le­fon: +49 391 74440-22

E-​Mail: lonschin­ski(at)laf-​lsa.de