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Öko­lo­gi­sches Groß­pro­jekt (ÖGP) Bitterfeld-​Wolfen

Im ehe­ma­li­gen Elek­tro­che­mi­schen bzw. Che­mie­kom­bi­nat Bit­ter­feld wur­den von 1951 bis 1982 jähr­lich zwi­schen 200 und 650 Ton­nen Lind­an pro­du­ziert. Dabei fie­len min­des­tens 70.000 Ton­nen HCH-​Abfall an, wel­cher pri­mär in den ehe­ma­li­gen Ta­ge­bau­rest­lö­chern Grube An­to­nie und Titan­tei­che ver­kippt wurde. Zudem wurde der Bau­schutt der bis 1963 ak­ti­ven Lindan-​Fabrik aus Areal E in der De­po­nie Hei­de­loh ein­ge­la­gert. Wei­te­re his­to­ri­sche HCH-​Quellen stel­len ehe­ma­li­ge, ober­fläch­li­che HCH-​Ablagerungen und –Um­schlags­plät­ze dar. Dar­über hin­aus wur­den bis ins Jahr 1982 jähr­lich bis zu 2 Ton­nen des kan­ze­ro­ge­nen, hor­mo­nell ak­ti­ven, li­pophi­len und per­sis­ten­ten Schad­stoffs HCH über das Ab­was­ser über die Vor­flu­ter in die Mulde ge­lei­tet.

Aus die­sem Grund wur­den seit 1990 zahl­rei­che Maß­nah­men im Che­mie­park Bitterfeld-​Wolfen durch­ge­führt. Dazu ge­hör­ten die Si­che­rung der Grube An­to­nie, par­ti­el­le Aus­kof­fe­rung der Titan­tei­che, die Ab­de­ckung der Klär­tei­che Süd sowie zahl­rei­che Bo­den­aus­kof­fe­run­gen auf dem Ge­län­de. Zudem wird über Abs­trom­si­che­rungs­maß­nah­men kon­ti­nu­ier­lich be­las­te­tes Grund­was­ser ge­för­dert und ge­rei­nigt und damit bei­spiels­wei­se im Jahre 2018 28,9 kg HCH aus dem Un­ter­grund ent­fernt. Ak­tu­ell fin­det dar­über hin­aus eine Un­ter­su­chung des Rein­ab­was­ser­net­zes des Che­mie­parks statt, um et­wa­ige Ein­trags­quel­len von HCH in das stark ver­zweig­te Ab­was­ser­sys­tem lo­ka­li­sie­ren und ein hin­rei­chen­des Ver­ständ­nis des Rein­ab­was­ser­sys­tems er­lan­gen zu kön­nen. Dar­auf ba­sie­rend kön­nen mit­un­ter ge­eig­ne­te Maß­nah­men ab­ge­lei­tet wer­den mit dem Ziel, eine Fracht­re­du­zie­rung von Kon­ta­mi­nan­ten aus dem Che­mie­park zu be­wir­ken und die Ge­wäs­ser­qua­li­tät im Schacht­gra­ben und Spit­tel­was­ser zu ver­bes­sern. Somit kann fest­ge­hal­ten wer­den, dass be­reits um­fang­rei­che Maß­nah­men im ÖGP Bitterfeld-​Wolfen durch­ge­führt wur­den bzw. ak­tu­ell wer­den und HCH am Stand­ort aus ge­fah­ren­ab­wehr­tech­ni­scher Sicht ge­si­chert vor­liegt. Die Haupt­pro­ble­ma­tik, wel­cher sich die Sta­ke­hol­der aus Natur-​ und Um­welt­schutz im Land Sachsen-​Anhalt je­doch ge­mein­sam stel­len müs­sen, be­trifft den dif­fu­sen Ein­trag von HCH aus der Fluss­aue. Diese einst im Zuge von Hoch­was­ser­er­eig­nis­sen aus dem Che­mie­park in die Au­en­be­rei­che ein­ge­brach­te Bo­den­kon­ta­mi­na­ti­on, stellt ins­be­son­de­re im Hoch­was­ser­fall eine re­le­van­te Schad­stoff­quel­le dar. Daher ist das Haupt­ziel, im Rah­men von LIND­A­NET die Basis für ein in­te­gra­les Au­en­ma­nage­ment zu schaf­fen. Dazu muss zu­nächst ein Mo­ni­to­ring­kon­zept er­ar­bei­tet und um­ge­setzt wer­den, um an­schlie­ßend flä­chen­de­cken­de In­for­ma­tio­nen über Schad­stoff­ge­hal­te in den ver­schie­den Um­welt­kom­par­ti­men­ten ge­win­nen zu kön­nen. Diese kön­nen zu einem spä­te­ren Zeit­punkt für die Ent­wick­lung eines Standort-​angepassten Flä­chen­nut­zungs­kon­zepts in der Mul­deaue her­an­ge­zo­gen wer­den.